Die vier Bücher, die mich am meisten in den letzten Wochen bewegt haben und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, habe ich euch hier zusammengestellt.
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1. Queenie – Candice Carty-Williams
Das Feuilleton feiert diesen Roman als “schwarze Bridget Jones”, aber für mich ist der Roman noch so viel mehr: Queenie von Candice Carty-Williams handelt von einer jungen schwarzen Britin aus South London, die nach einer enttäuschten Liebe auf Datingportalen ihr Glück versucht, dort aber immer wieder mit Sexismus, Rassismus und anderen schweren Problemen kämpfen muss. Wahnsinnig berührend schildert Candice Carty-Williams – auch teils in Jugend-Slangsprache – Queenies Alltag, der wirklich tragische Anklänge hat und auf eindringlichste Weise (sexistische) Probleme schwarzer Frauen aufzeigt. Candice Carty-Williams‘ fantastisches Debüt erzählt das Tragische mit viel Humor. Dabei greift sie auch (wie bei Bridget Jones) auf “moderne” Briefromanelemente zurück. So werden What’s App Nachrichten, SMS und E-Mails in den Erzähltext in ihrer Vielstimmigkeit eingewoben. Bewegend, tragisch, humorvoll und einfühlsam wird hier über Feminismus und Black Lives Matter berichtet.
2. Gespenster – Dolly Alderton
Nina George ist Anfang 30, Kochbuchautorin, Single und lebt in London. Die Leser:innen begleiten Nina ein Jahr durch ihr Leben. Als ihr Ex-Freund seine Hochzeit mit einer neuen Frau vorbereitet, meldet sie sich bei einer Datingapp an. Das eigentlich tragische Chaos ihres Alltags beschreibt Autorin Dolly Alderton in Gespenster mit viel Gefühl und Humor! Besonders eindringlich sind die Szenen über Ninas Vater, der langsam an Demenz erkrankt und immer mehr im Vergessen verschwindet. Kein gewöhnlicher Chick Lit Roman über das Erwachsenwerden und das Finden der Liebe. Trotz all der Tragik, die Ninas Leben in diesem einen Jahr erfährt, sprüht der Roman vor Witz, Ironie und britischem Humor. Es gab viele Stellen, an denen ich lachen oder in mich hinein schmunzeln musste.
Tipp: Dolly Alderton ist eine britische Bestsellerautorin, Journalistin und Podcasterin. Ihr Podcast “The High Low” wird im Monat bis zu eine Millionen Mal heruntergeladen und steht regelmäßig auf Platz 1 der Charts.
3. The Long River – Liz Moore
Liz Moore’s The Long River hat mich noch lange, nachdem ich es gelesen hatte, gedanklich beschäftigt. Eine Mischung aus Cop Thriller und Familiensaga, dreht sich die Handlung um die Streifenpolizistin Mickey, die in Philadelphia’s Brennpunkt South Kensington ihrer Polizeiarbeit nachgeht. Mickey findet eines Tages ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Straßen der Blocks, die sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen geht. Gleichzeitig erschüttert eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten die von Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch geplagte Stadt. Das Buch verwebt zwei Zeitebenen miteinander, die Kacey und Mickeys Familiengeschichte wie auch die Aufklärung der Morde nach und nach in den Blick nehmen. Nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben auf mich die authentischen, ungeschönten Berichte über das US-amerikanische Philadelphia und eine Gesellschaft in der Krise. Gesellschaftsroman, Familiensaga und Krimi in einem!
! Achtung Spoiler ! oder für alle, die das Buch schon gelesen haben: Ich finde den Plot des Buches gerade deshalb so unfassbar gut, weil es ein richtig tolles Beispiel ist, wie eine unzuverlässige Erzählstimme (ein sogenannter “unreliable narrator”) Spannung bis zur letzten Seite erzeugen kann.
4. Zugvögel -Charlotte McConaghy
In Charlotte McConaghy’s Zugvögel hat Franny ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt sie den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Auf einem Fischerboot macht sie sich von Grönland aus über den Atlantik auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, ihrer Vergangenheit kann Franny nicht entfliehen. Der fast schon dystopische Reiseroman verwebt mehrere Zeitebenen zu einer spannenden Geschichte. In diesem Roman – teils Krimi, teils Abenteuerroman und Gesellschaftskritik – schreibt Charlotte McConaghy in eindrucksvollen Natur- und Landschaftsaufnahmen auch ein eindringliches fiktionales Plädoyer für Klimaschutz und Artenschutz. Mich lassen die Schilderungen selbst heute (vier Wochen nachdem ich es gelesen habe) nicht mehr los. Sollte eigentlich jeder lesen.
Ganz viele liebe Grüße,
eure Barbara