Ich weiß noch, was waren doch bei uns die Diskussionen groß nach der Verlobung, als es ums Thema Gästeliste ging! Nicht nur, weil wir aus ganz praktischen Gründen (Saalgröße – behindertengerecht) schon sehr gebunden waren, sondern auch weil dann doch Fragen aufkommen wie “Sollen wir Onkel Erwin nun einladen oder nicht? Eigentlich ist er ja strenggenommen gar nicht dein Onkel, eher sowas wie ein Großgroßcousin, und du hast ihn schon seit 10 Jahren nicht mehr gesehen? Aber die Familie würde es sich wirklich wünschen?” Und gerade ich war immer geneigt, lieber erstmal den Frieden zu wahren! Aber letztlich haben wir auch gemerkt, dass leider dann oft an anderer Stelle Konflikte aufpoppen. Mein Fazit daher: Auf den Bauch sollte man hören.
Fakt: Das Brautpaar ist niemals aus reiner Höflichkeit dazu gezwungen, jemanden einzuladen. An diesem Tag sollten wirklich nur Menschen bei euch sein, die euch persönlich wichtig sind (und nicht, weil vielleicht jemand erwartet, dass wenn Tante Erna kommt, ihr auch noch Cousin Erwin dazu bittet…). Erwartungen streichen; keine Konventionen und kein “Man macht das halt so!”
Als Vorbereitung für die Gästeliste stellt euch folgende Fragen:
- Was ist euer Hochzeitsbudget?
- Wollt ihr lieber eine intime Feier im kleineren Kreis oder ein großes Fest?
- Wollt ihr, dass Single-Freunde jeweils einen Gast mitbringen?
- Habt ihr schon eine Wunschlocation? Falls ja, für wie viele hat sie Platz?
Meine Tipps:
- Beginnt ziemlich bald nach der Verlobung mit der Erstellung eurer Gästeliste – davon hängt einfach alles ab: Die Locationwahl (wie viele Personen müssen etwa in einen Saal passen), die Papeterie, das Essen (für wieviel), den Trauungsort (wie groß).
- Behaltet euer Budget im Auge, damit ihr auch grob einschätzen könnt, wieviel euch ein Hochzeitsgast überhaupt kosten wird (Menü, Papeterie, Trinken etc.). Auf dieser Basis könnt ihr dann besser abschätzen, wie lang eure Gästeliste sein darf.
- Für alle, die sparen möchten oder müssen: Am meisten Sparpotential liegt tatsächlich in der Gästeliste. Wenn ihr die Feier klein halten möchtet, dann lasst euch nicht hinreißen, letztlich doch doppelt so viele Gäste einzuladen.
- Erstellt eine Excel-Liste, in die ihr jeden Namen einzeln aufführen könnt. Ihr könnt zur Auswahl erst einmal nach Kategorien unterteilen wie ‘muss unbedingt dabei sein’ (Familie und engste Freunde), ‘wäre toll, wenn sie kommen’ (Tanten, Onkel, Freunde) und dann noch ‘wäre schön, sind aber nicht soo wichtig’ (diese könnt ihr einladen, wenn ihr noch Platz habt). Ihr könnt dann eben je nach Platz und Budget euch entscheiden, wenn ihr noch mit einladet. Anlässlich Corona: Legt diese Liste auch ggf. so an, dass ihr bei einer neuen Corona-Verordnung mit weniger zugelassenen Gästen sofort eure Plan-B-Gästeliste parat habt und wisst, wen ihr ggf. leider ausladen müsstet (sofern ihr nicht die ganze Hochzeit verschieben möchtet).
- Die Liste könnt ihr noch weiter verfeinern und auch nach Tageszeiten wie Trauung – Feier: Nachmittag – Feier: Abend unterteilen. Viele unserer älteren Gäste konnten z.B. aus gesundheitlichen Gründen nur am Nachmittag kommen. Damit könnt ihr auch über wechselnde Gästezahlen den Überblick behalten.
- Vermerkt auch Besonderheiten wie ‘Allergiker gegen Weizen’, ‘Vegetarier’, ‘Mit Baby’… Das hilft später auch dem Serviceteam.
- Und ganz wichtig: Lasst euch kurz nach der Verlobung in all der Euphorie nicht dazu hinreißen, spontane Einladungen für Gott und die Welt auszusprechen. Manche Ideen stellen sich im Nachhinein als unüberlegt heraus und jemanden ausladen ist nicht die feine englische Art und könnte nur zu peinlichen Situationen führen!
- Falls ihr keine Kinder auf eurer Hochzeit dabei haben möchtet, wäre es gut dies schon in der Einladung liebenswürdig zu vermerken.
- Seid ihr in vielen Sportvereinen? Habt aber keinen Platz, das ganze Team einzuladen? Dann könnt ihr geschickt auf einen Polterabend ausweichen.
- Ist eure Gästeliste zu lange und ihr wisst nicht, was ihr machen sollt? Eine tolle Idee wäre, einige der Gäste (die nicht zum harten Kern gehören) etwa nur für die Trauung einzuladen, falls eure Kirche, Standesamt oder freier Trauungsort es platzmäßig erlaubt. Am besten sendet ihr ihnen eine extra Einladungskarte nur für die Trauung, in der nichts von der Hochzeitsfeier steht. Oder es gäbe auch die Alternative Freunde oder Bekannte aus Vereinen erst zu späterer Stunde dazuzuladen, wenn bereits ältere Gäste gegangen sind. Fragt deshalb mal bei eurer Location nach, ob das möglich wäre, dass Leute noch nachkommen.
- Erfahrungsgemäß werden ca. 5-10% eurer Hochzeitsgäste absagen oder auch kurzfristig wegen Krankheit nicht kommen können.
- Vergesst in eurer Gästeliste zur Hochzeit auf keinen Fall die Dienstleister, die den ganzen Tag mit euch verbringen und auch in der Hochzeitslocation beim Essen eingeplant werden müssen (z.B. Fotograf, Pfarrer, Band, etc.).
Und dann?
Es kann freilich sein, dass es im Vorfeld zu Konflikten kommt, wenn ihr jemanden gar nicht einladet. Aber: Besser vor der Hochzeit als direkt auf dem Fest und: Ihr werdet es nie jedem recht machen können! Daher könnt ihr auch gleich genau das tun, was ihr wollt. Schließlich ist es euer Fest, das euch als Paar widerspiegelt! Überraschungen wird es freilich immer geben. Mein Tipp: Mit Humor nehmen! Und es könnte ja auch eine richtig tolle Überraschung mit dabei sein….. Sicherlich. Und genau DIESE schönen Überraschungen werdet ihr nie vergessen und immer im Herzen mitnehmen.
Ganz viele liebe Grüße aus meiner kleinen Hochzeitsecke,
Foto: Weitblick Fotografie
Wie wahr, wie wahr! Wir hatten auch Bauchschmerzen bei ein, zwei Leuten und haben sie dann nach langen Überlegungen nicht eingeladen. Erwartungen anderer bezogen auf die eigene Hochzeit sollte man einfach ignorieren – so schwer das vielleicht auch fällt.
Zur Gästeliste… Die Einladung zur Hochzeit ist eine große Ehre. Es ist das Fest des Lebens. Wer zu übereilt aus Kostengründen die Familie nicht komplett einlädt, läuft Gefahr letztlich auch sich selbst keinen Gefallen damit zu tun. Wenn sich der engste Kreis der Familie, also noch 12 lebende Onkel, Tanten Großeltern und Cousins gut verstehen und aktuell sowie seit der Kindheit miteinander “groß” geworden sind, dann freuen sich alle darauf, das Glück des Brautpaare zu teilen. Bitter wird es dann, wenn die Nichteingeladenen und der Rest der Familie ihre Beziehung zum Brautpaar hinterfragen, weil sie traurig darüber sind, nur teilweise dabei zu sein. Es kann im Vorfeld sehr ratsam sein, mit einem erfahrenen Elternteil mal über die Gästeliste zu sprechen, um keine Fehler zu machen, die man selbst später bereut. Die Nichteingeladenen stehen später auch vor der Entscheidung und hätten die Person auf jeden Fall dabei haben wollen. Da können sich schnell mal die Beziehungen verändern und eigentlich waren sie sehr gut. Etwas über den Tellerrand schauen ist gut. Die Gästeliste ist ebenfalls so wichtig wie das Brautkleid. Es ist Euer Tag und die Menschen, die Euch nah stehen gehören dazu. Sie sind Zeugen Eures Glücks und geben Euch guten Rückhalt. Vielleicht sollte man ein kleines bisschen sparen vor der Hochzeit und es dann in vollen Zügen genießen. Dann wird auch niemand verletzt, der nicht eingeladen ist, obwohl ihr Euch sehr gut versteht. Eine schöne Braut sollte auch im Herzen schön sein. Von einem schönen Teller allein wird man nicht satt..Mit der Entscheidung der Gästeliste können sich auch die Wege scheiden. Daher nicht zu sehr auf das Ego schauen, sondern mit großem Herzen denken. Es ist schließlich das Fest der Liebe. Die Liebe die man gibt, kommt vielfach zurück. Also, die Familie mit der ihr euch super versteht, ladet alle ein und nicht etwa drei Personen nicht, wenn dadurch der Haussesegen schief hängt!
Ja, dem kann ich nur zustimmen. Durch das Nichteinladen können Freundschaften zerbrechen respektive stark abkühlen. Das finde ich einen wichtigen Punkt. Leider ist er im Artikel nicht erwähnt. Vor lauter Ego sollte man nämlich nicht vergessen, dass es noch ein Danach gibt. Dieses Danach dauert meist länger als die Hochzeit selbst.
Wenn die Eltern die Kosten für die Hochzeit übernehmen, muss es möglich sein das ihre Wünsche zur Gästeliste in Bezug auf einzwei Personen aus der Verwandschaft – mit denen man losen freundlichen Kontakt hält – berücksichtigt werden. Ja, es ist der Tag des Brautpaares. Rigoros rücksichtslos, ausschließlich nur die eigenen Wünsche umzusetzen, hat noch nie zu einem angenehmen Miteinander beigetragen…. denn es gibt auch noch ein Leben nach der Hochzeit. Eltern müssen sich eventuell für das enttäuschende Verhalten des Brautpaares rechtfertigen. Etwas weniger Egoismus ist bei der Gästeliste ratsam.
Als wir angefangen haben, unsere Gästeliste zusammenzustellen und die engste Familie gleich mitgeteilt haben “da kann ich nicht”, “da bin ich im Urlaub” usw. haben wir uns gleich entschieden ganz intim zu zweit zu heiraten…. Ich würde es nie wieder anders machen! Auch wenn wir selbst in der Hochzeitsbranche arbeiten, war das einfach unser perfekter Tag. Nur wir zwei und unsere Fotografen und dann ab in die Flitterwochen… feiern konnten wir danach ja immernoch mit allen.
Danke für den sehr schön geschriebenen Beitrag.
Mein Freund und ich planen derzeit zusammen die Hochzeit. Da kommen deine Tipps gerade rechtzeitig. Nur das Brautkleid möchte ich alleine aussuchen, da es ja angeblich sonst Unglück bringt.