Aus meinem Hochzeitstagebuch: 90 Tage nach der Hochzeit
verheiratet seit: 89 Tagen, 12 Stunden und 20 Minuten; post-Braut Depression: 1 (kleinerer Natur, gut, zugegeben vielleicht eher auf der Skala im *SchokoladezumFrühstückOrgieBereich*); an Hochzeit gedacht: 1538 mal und darüber gesprochen: ca. 1888 mal (laut meiner Freunde: eher 2000 mal); Freunde, die sich nur noch sporadisch melden, weil zu viel über Hochzeit geredet: 2 – aber Tendenz steigend! An Anne und Carola: Tut mir auch wirklich nochmal aufrichtig leid! (aber mal ehrlich und unter uns, wie kann man sich auch NICHT für Hochzeiten interessieren?)
Liebe Bräute, ihr müsst euch jetzt erstmal setzen und ganz stark sein: Denn ich muss euch etwas vorsichtig sagen: Die Hochzeit ist nicht alles… Denn das soll es ja tatsächlich geben, das Leben DANACH! Also, das Leben NACH dem Hochzeitsfest – auch wenn frau nicht viel darüber lesen kann und Braut es sich vor dem Fest schwer vorstellen kann, so ging es zumindest mir. Nach meinem Heiratsantrag im April 2012 hatte ich sage und schreibe 16 Monate (da haben fast nur Elefanten eine längere Tragezeit) Zeit, um mich richtig schön meinem Hochzeitswahnsinn hinzugeben. 16 Monate war ich im Brauthimmel (zugegeben, manchmal auch im Brautzillainferno, aber das ist eine andere Geschichte) und die Planung wurde sowas wie unser Hobby: Wochenende? Das hieß bei uns 2012-2013 oft irgendwohin fahren, um mit irgendwem über irgendwas hochzeitliches zu reden, etwas hochzeitliches zu buchen oder zu kaufen…… Und auch Verwandte und Freunde waren quasi im Hochzeitsfeierbund eifrig dabei: “Und, wie läuft’s denn? Hast du schon ein Kleid? Wie sieht es aus?” schoss es mir oft entgegen und in meinem Kopf kreisten jede Menge hochzeitliche Gedanken….Und dann kam der Tag, und er ging vorüber und dann war… ja, was war dann…erstmal NICHTS! Also, kein Adrenalinrausch bei Brautkleidanproben, kein Warten mehr auf DEN Tag, sondern Alltag…
Denn und das ist mir auch schon vorher nie aus dem Kopf gegangen – die Hochzeit markiert ja den Auftakt zu einem langen und hoffentlich glücklichen Eheleben. Trotzdem bin ich nachdem die letzten Dankeskarten verschickt und das Fotoalbum fertig gestellt war, erstmal in ein kleines Loch gefallen, hab mich irgendwie leer gefühlt, war ja mein Ziel vor Augen und der Traum, auf den ich lange hingefiebert hatte, vorbei. Nach der Hochzeit ist also quasi vor dem Blues, hab ich mich da gefragt? Zumindest hat es mich, ich gestehe, zu merkwürdigem Verhalten gebracht: Ich habe etwa mein Brautkleid aus seiner Box geholt und einfach gern angeschaut, oder ich hab die Fotos mit mir rumgeschleppt – wie eine Visitenkarte (Hallo, ich heiße Barbara und ich bin Hochzeitssüchtig? #anonymerclubderbräute). Aber ich schweife ab. Solch ein Tief nach dem Fest wurde von amerikanischen Psychologen tatsächlich bereits als weitverbreitetes Phänomen ausgemacht. Angeblich soll jede zehnte Frau nach der Hochzeit an sogenannter ‘post-bridal depression’ leiden, also einem Post-Hochzeits-Blues (mehr dazu hier im Fokus). Frau fühle sich danach melancholisch und leicht traurig – ist schließlich ein großes Lebensprojekt plötzlich vorbei. Ging es euch auch so? Wie ich aber in den Wochen danach gemerkt habe, gibt es auch Abhilfe.
Meine Tipps gegen solchen nach-hochzeitlichen Blues:
- ein neues Projekt suchen: die Wohnung etwa neu dekorieren? Hausbau? eine Reise? (auch nochmal nach den Flitterwochen)
- die Wochenenden mit tollen Ausflügen verplanen
- vorher schon für die Hochzeitsfeier an Freunde und Verwandte delegieren, selbst den Tag genießen: angeblich sind gerade Frauen betroffen, die gern alles alleine planen und ungern abgeben
- sich auch weiterhin nach der Hochzeit um sich selbst kümmern (Self-Care); fragt euch, was euch so sehr an der Hochzeitsvorbereitung gefallen hat, das ihr jetzt vermisst? Vielleicht könnt ihr das in den Alltag integrieren. Falls ihr die DIY Projekte und das Basteln vermisst, könnt ihr etwa für Freunde oder neue Projekte schöne Dinge herstellen. Falls ihr vorher oft zum Friseur wegen euren Brauthaaren seid, auch weiterhin diese kleinen Rituale einbauen; oder etwa einen regelmäßigen Wellnesstag einplanen
- die Erwartungen an den Ehepartner der Realität anpassen; (gemeint ist damit: nach der Hochzeit sind die klitzekleinen Fehlerchen des anderen nicht spurlos verschwunden)
- die kleinen Dinge genießen
- und nicht zuletzt: Schokolade und Cupcakes, das hilft schließlich immer….
- und wenn selbst das alles nichts hilft: Hochzeitsplaner werden, oder Hochzeitsblogger (räusper)
Damit es euch nicht so geht und ihr euch nach der Hochzeit nicht hängen gelassen fühlt, möchte ich daher mit meiner neuen Kolumne ‘Mein Leben {Danach}‘ euch auch schrittweise nach der Hochzeit begleiten – sozusagen langsam an den Alltag gewöhnen.
Und was sagt ihr zur Zeit nach der Hochzeit? Ging es euch ähnlich? Oder gar nicht so? Habt ihr noch Tipps vielleicht oder Erfahrungen, die ihr hier teilen möchtet? Dann freu ich mich wie Bolle auf eure Kommentare – hier unten drunter….
Ganz viele liebe Grüße aus meiner kleinen Hochzeitsecke,
Foto: Brideen Baxter
Mir ging es genauso. Mein Weg aus der Depression:
1: Haare abschneiden und rot färben (okay, ich habe anschließend mein Brautkleid anprobiert, um zu sehen, ob es zur neuen Frisur passt
Liebe Andrea,
da bin ich aber jetzt mal so richtig beruhigt, dass nicht nur ich solch eine depressive Phase hatte! 🙂 Haareabschneiden find ich auch super (und auch das mit dem Brautkleid – spitze *hihi*). Mein Geständnis in der Richtung: Ich hab es oft dann einfach angestarrt – also das Kleid; habs aus der Verpackung genommen… #hilfeichbinhochzeitssüchtig!, Liebe Grüße, Barbara
Klasse geschrieben! Bei mir war es auch ein bisschen so… Ich habe mich mit der Planung der großen Hochzeitsreise (sind über Weihnachten vier Wochen nach Australien geflogen…) über Wasser gehalten und als nach Australien immer noch so viel Energie und Lust aufs Thema Heiraten da war mit meiner Schwester (und Trauzeugin) unseren Hochzeitsblog gegründet 🙂
Wir sind also genauso verrückt wie du! :-))
Liebe Grüße
Friederike
Liebe Friederike!
Vielen lieben Dank dir! Das freut mich riesig, dass dir der Beitrag gefällt und da bin ich froh, dass es euch auch so geht/ging wie mir und ich nicht die einzig ‘Verrückte’ bin :-)! Liebe Grüße, Barbara
Hallo alle zusammen,
ich habe am 21.08. 2015 geheiratet und seitdem habe ich dieses stimmungstief? heute 28.10. Erhielt ich von einem phsychologen die aussage: sie sind nicht depressiv, sondern sind nach ihrer Hochzeit in ein tief gefallen, weil sie ihr großes Projekt beendet haben. Leider wurden nur in der Zwischenzeit antidepressiva verschrieben, weil keiner wusste was mit mir ist. Es ist gut zu wissen das ich nicht depressiv bin. Wie lange ging denn diese Phase bei euch ? Lg